Der Sturm
SCHÖNER MOBBEN MIT SHAKESPEARE
Wenn die Luftgeister Rache schwören
Rufmord, politisches Abseits, Ansehensverlust: In einer Welt, in der weltliche und religiöse Kreise nach Macht streben, gibt es auch die Verlierer des Gesellschaftspokers. Sie geben sich entweder gleich auf, kommen erst einmal weit weg vom Geschehen zur Ruhe oder träumen sich den Rest ihres Lebens in eine Zauberwelt, in der sie die Intrige und den Verrat spielend leicht überwinden können. Wie Shakespeare mit dem Thema umging, wissen wir spätestens seit seiner Dichtung „Der Sturm“, die niemand so recht einordnen kann.
Ist es eine Tragödie oder eine Komödie? Schlaue Köpfe einigten sich auf den Begriff der „Romanze“, schließlich geht es dem im Exil lebenden Herzog Prospero darum, wenigstens seiner Tochter Miranda ein schönes Leben zu ermöglichen, wenn er schon nicht mehr selbst regieren kann. Da er aber allein mit ihr auf jener abgelegenen Insel lebt und auch wie im Regentenleben zuvor die Kontrolle behalten möchte, übt er sich erfolgreich in der Zauberei und kann damit die Luftgeister der Gegend in Dienst nehmen. Deren Mächtigster heißt Ariel und entfacht nicht nur den Sturm, der dem Stück seinen Titel gibt, sondern ist auch sonst recht hilfreich, wenn es darum geht, Miranda mit Ferdinand zu verkuppeln. Nur: Der Bräutigam ist Antonios Sohn, und Antonio hat Prospero vom Herzogthron gemobbt ...
Der Schweizer Komponist Frank Martin hat zu Shakespeares Stück zauberhafte Musik komponiert, die noch aus der Spätromantik in die zweite Hälfte des 20. Jahrhundert herüberweht und doch schon viel Moderne atmet. Wie sie klingt? Gute Frage. Sagen wir einfach einmal: Wie Wagner, Debussy, Gershwin und Britten. Verzauberte Musik eben.
Musikalische Leitung
Roger Epple
Inszenierung
Lorenzo Fioroni
Bühnenbild
Ralf Käselau
Kostüme
Katharina Gault
König Alonso
Hiroshi MatsuiSebastian, sein Bruder
Stefan RöttigProspero
Peter SchöneAntonio, sein Bruder
Algirdas DrevinskasFerdinand, Sohn des Königs von Neapel
Roman PayerAdrian, Herr vom Hofe
Won ChoiGonzalo
Hans-Otto WeißMiranda, Tochter des Prospero
Carmen SeibelCaliban
Markus JaurschTrinculo
Sung Min SongStephano
Julian Younjin KimBootsmann
Michael IvanovicEin Schiffspatron
Ein Schiffspatron: Alto Betz / Harald HäusleAriel, ein Luftgeist
Ariel, ein Luftgeist: Der Opernchor des SSTs»[...] Überhaupt lässt Fioronis psychologisierender Zugriff, der sich in Bühnenbild (Ralf Käselau) und Kostümen
(Katharina Gault) in einer durchaus witzigen und morbiden Verquickung von Vergangenheit und Gegenwart äußert, irgendwo zwischen Biedermeier und Tim Burton, reichlich Interpretationsspielraum.«
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Saarbrücker Zeitung, 29.1.2018, Kerstin Krämer
»Fioroni führt die komplexe Charakterenschar souverän durch das Auf und Ab der Shakespeareschen Zauberwelt. Martins Musik findet unter Schlegels Textvorlage viel Platz für autonome Strahlkraft.«
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SAARTEXT, 29.1.2018, Heiner Dahl
»Die Sänger meistern ihre schwierigen, doch unaufdringlichen Partien stimmlich wie darstellerisch reflektiert und ansprechend, Peter Schöne fesselt als Prospero, der seine Rachegelüste überwinden kann. Carmen Seibel als Miranda ist der Lichtblick in dieser Welt der Verstrickungen; Triebwesen sind der sinnliche Faun Caliban (Markus Jaursch) und die ständig betrunkenen Diener Trinculo (Sungmin Song) und Stephano (Julian Younjin Kim).«
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Die Deutsche Bühne, 28.1.2018, Konstanze Führlbeck
»Auch in der Inszenierung von Lorenzo Fioroni stehen die Zeichen auf "Sturm": Dieser Sturm ist allerdings tobt vorallem im Inneren der Figuren und er ist so heftig, dass die auf der Bühne drapierte Windmaschine dagegen nur ein laues Lüftchen produziert. [...]«
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SR, 28.1.2018, Johannes Kloth
»Peter Schöne als Prospero führt das Ensemble gebührend an mit eher hellem, aber auch in den tief liegenden Passagen tragendem Bariton und einer tollen Verbindung von klarster Diktion und stets kantabler Linie. Seine Monologe, v.a. der Epilog, werden so zu den Brennpunkten des Stücks, die sie ja auch sein sollen – was auch deswegen klappt, weil da einer genau weiß, was er singt [...].«
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Operalounge, 9.2.2018, Samuel Zinsli
»Ein hervorragend eingestelltes Ensemble, ein vorzüglich aufspielendes, seinem Namen Ehre machendes Staatsorchester, eine Inszenierung, die sich nicht verkünstelt, sondern die es wegen ihrer subtilen Bezügen mindestens zweimal anzusehen lohnt. An jenem Abend gab es jedenfalls reichlich Applaus und viele Bravo-Rufe.«
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Schweizer Musikzeitung, 9.2.2018, Michael Kube
»Eine herausragende, für den Abend maßgebliche sängerdarstellerische Gesamtleistung. Durchdacht und eindrucksvoll auch die optische Seite der Aufführung. (...) Alles in allem ein Opernabend, für den sich auch eine längere Anreise lohnt.«
Opernwelt, Hans-Klaus Jungheinrich, März 2018