Weh dem, der aus der Reihe tanzt.
ANNÄHERUNG AN EINEN ORT
Verdichtete Geschichte
Der kleine René ist anders als die Kinder in der Schule. Seine Kleidung ist seltsam, er hat einen französischen Namen und seine Mutter bringt ihn täglich mit einem chromblitzenden Auto zur Schule. Diese Äußerlichkeiten genügen, um ihn zum Prügelknaben der Klasse zu machen. In seinem autobiographischen Roman »Weh dem, der aus der Reihe tanzt« erzählt der 1927 im saarländischen Sulzbach geborene Ludwig Harig die Geschichte seiner Kindheit und Jugend im Dritten Reich. Die familiäre und schulische Umgebung, der Wunsch dazuzugehören, lässt ihn zum begeisterten Hitlerjungen werden. Doch Harig schreibt auch über ein anderes Sulzbach. Über die Großkundgebung der Antifaschisten, die 1934, angeführt von Max Braun in Sulzbach, demonstrierte, über die Spaziergänge des Widerstandskämpfers Willi Graf im Sulzbacher Wald, über den tamilischen Flüchtlingsjungen Kethes, der in den 80er-Jahren, zur Zeit der Entstehung des Romans, in einem Flüchtlingslager in Sulzbach lebt. Nach dem Schauspiel »Mettlach«, das als erster Teil der Saarland-Saga in der Spielzeit 2018/2019 am Saarländischen Staatstheater herauskam, inszeniert Schauspieldirektorin Bettina Bruinier nun »Weh dem, der aus der Reihe tanzt. Sulzbach« als zweiten Teil der Saarland-Saga. Auf der Grundlage von Harigs Roman entsteht eine Collage von Zeitzeugenberichten, historischem Material und Spielszenen, die eine Epoche der Geschichte des Saarlandes theatral verdichtet.
Bettina Bruinier studierte Opern- und Schauspielregie an der Bayerischen Theaterakademie August Everding. Freischaffend seit 2005, so beispielsweise am Deutschen Theater Berlin, am Volkstheater München, am Staatsschauspiel Dresden und als Hausregisseurin am Schauspiel Frankfurt. 2018 war sie Jurymitglied beim Körber Studio Junge Regie. Seit der Spielzeit 2017/2018 ist Bettina Bruinier Schauspieldirektorin am Saarländischen Staatstheater.
Mise en scène
Décors et costumes
Dramaturgie
»Bis kurz vor Schluss nehmen uns ein famoser Text von Ludwig Harig, zwei spielfreudige Darsteller und dramaturgisch klug gesetzte, an die Wand der sparte4 projizierte Zeitzeugen-Einspieler mit auf eine Reise durch politische und persönliche Historie (…)«
Tobias Kessler, Saarbrücker Zeitung
»Mit schauspielerischer Brillanz versprühen Fabian Gröver und Silvio Kretschmer, beide neu im Ensemble, das süße Gift der Verführung auf den sparte4-Bühnenboden, zeigen, wie leicht die Menschen den NS-Machthabern auf den Leim gingen (…)«
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Burkhard Jellonek, OPUS Kulturmagazin
»Die Zeitzeugenberichte über die historischen Ereignisse gehören zu den eindringlichsten Momenten des Theaterstücks. (…) Ein 90-minütiges, intensives zeitgeschichtliches Panorama – lehrreich, aber nicht belehrend.«
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Karsten Neuschwender, Saarländischer Rundfunk (Wir im Saarland – Kultur)
»(…) wenn die beiden Protagonisten, gespielt von Silvio Kretschmer und Fabian Gröver, den Kampf um die Saarabstimmung von 1934 schildern, kommt man der saarländischen Geschichte sehr nahe, schaut in Volkes Seele.«
Barbara Grech, SR3 Saarlandwelle