Trüffel Trüffel Trüffel
BEEINDRÜCKEND
Hochstapler im Tieffl ug
Es gibt Menschen, die sammeln Wörter, die zu verschwinden drohen. Eines dieser Wörter: Gernegroß. Der Gernegroß ist seit Jahrhunderten Hauptdarsteller in zahllosen Komödien. Louis de Funès, Vico von Bülow alias Loriot oder Stan und Ollie konnten diesen Gernegroß so spielen, dass wir uns noch heute in die Ecke werfen vor Lachen. Und einer, der den Gernegroß beschrieb wie kein anderer, war der französische Komödienexperte Eugène Labiche. Im Europa vor 1900 bog man sich beim Besuch seiner Stücke vor Lachen, sodass sein Name schnell zum Markenzeichen wurde. Einen Labiche zu vertonen, bedeutete für Komponisten wie Jacques Offenbach oder Johann Strauß fast automatisch den Aufstieg in den Operetten-Olymp. Und wenn man Labiches Texte entstaubt, kommen auch heute noch Komödien zum Vorschein, die so manchen Comedy-Autor blass aussehen lassen.
In »Trüffel Trüffel Trüffel« spielen sich Kleinbürger gegenseitig vor, wie weit sie es gebracht haben. Da ist die Loge in der Oper und das andauernde Bestellen von Trüffel-Gerichten – man bekommt fast Mitleid mit den hochstapelnden geistigen Tieffl iegern. Die Gags sind derart gut gesetzt, dass das Stück auch heute bestens funktioniert, wie die »Süddeutsche Zeitung« nach der Wiederentdeckung vermerkte: »Man ist davon entzückt, oder um es mit Ermelinde zu sagen: beeindrückt‹.«
Julia Prechsl studierte von 2013 bis 2017 Regie an der Theaterakademie August Everding. Seit 2016 inszeniert sie als freischaffende Theaterregisseurin, u. a. am Staatstheater Nürnberg, dem Theater Münster, dem Staatstheater Darmstadt und dem Stadttheater Regensburg. Im Sommer 2017 wurde sie eingeladen am renommierten »Directors Lab« des Lincoln Center Theaters, New York City, teilzunehmen. Nach einer szenischen Einrichtung im Rahmen des Festival Primeurs arbeitet Julia Prechsl zum zweiten Mal in Saarbrücken.