Fake Reports
Endlich Frühling. Allerorten genießen die Menschen die ersten Sonnenstrahlen. Keiner ahnt, dass dieser friedliche Nachmittag in einem Schreckensszenario endet: Ein Campingbus steuert zielgerichtet in die vollbesetzt Außenterrasse eines Gasthauses. Zwei Menschen sterben, mehr als 20 werden teils lebensgefährlich verletzt, der Täter – Jens R., ein Deutscher, psychisch krank, wie die Ermittlungen
später ergeben – richtet sich nach der Amokfahrt selbst. Noch bevor gesicherte Erkenntnisse vorliegen, klappert eine Politikerin, die gerne mal »mausrutscht«, über Twitter ein zynisches »Wir schaffen das!«, garniert mit einem wutroten Zornes-Smiley, in die Welt. In Zeiten digitaler Vernetzung machen Fake News blitzschnell die Runde. Virtuos und subtil spiegelt Kathrin Röggla die Dynamik der medialen Katastrophendramaturgie, an der sich seit 9/11 nicht viel geändert hat …
»In Zeiten Trumpscher Twitter-Politik und medial über-hypter Weltuntergangsszenarien mündet Überforderung in abgestumpfte Gewöhnung. Temporeiches, starkes politisches Theater.«
Saartext, 28.5.18, Johannes Kloth
»Es gibt hier keine klaren Rollenverteilungen und keine lineare Handlung. Dafür wird viel parodiert. Die beeindruckend textsicheren Darsteller schlüpfen in die Rollen verschiedener Medienvertreter, im zweiten (neuen) Teil treten zudem auf: Polit-Aktivist und Journalist Michael Moore (mit seiner eigenen Wahrheit), zwei patriotisch geifernde US-Kongressabgeordnete, ein „einfacher Bürger“ und unser aller Lieblingsmachthaber Trump inklusive Familienclan sowie Erdogan und Putin.«
Saarbrücker Zeitung, 28.5.2018, Esther Brenner