Berenike

Tragödie von Jean Racine

Berenike | Foto: Martin Kaufhold
Alte Feuerwache01:30 h A partir du 17.09.2022

Berenike

Schauspiel von Jean Racine | Aus dem Französischen von Simon Werle

»Willkürlicher Gesetze wegen, die Ihr ändern könnt, setzt Ihr Euch selbst ewigen Qualen aus!«

 

Wenn Leidenschaft sich politisch motivierten Entscheidungen unterwirft, entsteht Leid – und ein utopischer Moment der Veränderung ist verschenkt. Titus, Kaiser von Rom, sieht sich in der größten Liebesgeschichte aller Zeiten: Die palästinensische Königin Berenike, selbst auch leidenschaftlich verliebt in Titus, hat ihr Land verlassen, um mit ihm sein zu können. Titus nun will um ihre Hand anhalten und sieht sich plötzlich im Konflikt mit dem römischen Recht, das fordert, dass nur eine Römerin an Titus’ Seite herrschen dürfe. Macht nur den Einheimischen – und damit ade, Leidenschaft und Wandel. Nicht nur Titus und Berenike sind wutentbrannt, auch Antiochus, drittes Königskind im Bunde und enger Vertrauter Titus’, schwankt zwischen Verrat der Freundschaft zu Titus und seiner geheim gehegten Liebe zu Berenike, als er überlegt, sie der verlassenen Berenike zu gestehen.

 

Was ist das für eine Politik, die den Menschen ausschließt? Wie kann es sein, dass Leidenschaften überhaupt mit Gesellschaft in Konflikt stehen? Das sind die Fragen, die heute mit dem Stoff verbunden sind. Jean Racine (1639–1699), der Tragödiendichter der französischen Klassik par excellence, zeigt in seinem selten gespielten Leidenschaftsdrama Figuren, die einen gesellschaftlichen Konflikt auf persönlicher Ebene austragen und nicht daran zerbrechen. Besonders Berenike ist nicht Opfer eines Konservatismus, sondern seine Anklägerin. Ihre Entschiedenheit, für sich selbst einzustehen, emanzipiert sie und ist Kern ihres freiheitlichen Denkens. Die sprachsatte Übersetzung von Simon Werle unterstreicht die bei allem emotionalen Überschwang doch von der Ratio gehaltenen Welten der Figuren.

 

Regisseurin Alice Buddeberg, die zuletzt Shakespeares »Ein Sommernachtstraum« für das Saarländische Staatstheater bearbeitet hat, setzt mit dieser Arbeit ihre Betrachtung von Leidenschaften heute fort.

 

Distribution

Inszenierung

Alice Buddeberg

Bühnenbild und Kostüme

Sandra Rosenstiel

Titus, Kaiser von Rom

Jan Hutter

Berenike, Königin von Palästina

Laura Trapp

Antiochus, König von Komagene

Sébastien Jacobi

Paulinus, Vertrauter des Titus

Fabian Gröver
Video & Photo
Voix de presse

 »Buddeberg bricht Racines hohen Ton nur selten, dann durch Improvisationen, die insbesondere Sébastien Jacobi als Antiochus mit komödiantischer Bravour meistert. (...). Trapp besitzt immense Leuchtkraft ohne Blendeffekte, sie scheint die Idealbesetzung für eine Geschichte, die von Selbstermächtigung zwischen zwei Männern erzählt.«

Saarbrücker Zeitung, Cathrin Elss-Seringhaus, 17. September 2022

»(...) Wie kann es sein, das Politik in persönliche Beziehungen eingreift? Dies Frage stellt die Inszenierung mit einer starken weiblichen Hauptfigur, die den Gegebenheiten trotzt.« Mehr sehen ...

Wir im Saarland - Kultur ∙ SR, 14. September 2022