Spieler und Tod
Es wird viel gesprochen in diesen pandemischen Zeiten von der existentiellen Wichtigkeit der Kultur und der Kunst und des Theaters. Und viele befürchten (und womöglich zu Recht) ein Sterben der Kulturlandschaft, eine Dezimierung des kulturellen Angebots in der Zeit »danach«. Seltsam daran ist, dass das tatsächlich stattfindende Sterben während all dieser Debatten mitunter recht gekonnt ignoriert wird (zuletzt eindrucksvoll unter Beweis gestellt von 50 bekannten Film- und Fernsehschauspielern unter einem vielgescholtenen Hashtag).
Denn es wird gestorben. Zuhauf. Und daran ist nichts Neues. Das wurde es schon immer. Und auch das versteht sich: der Mensch denkt ungern an seine eigene Sterblichkeit. Björn SC Deigner hat ein Stück geschrieben, in dem viel gestorben wird – »in Echt« und auf der Bühne –, und dass derlei ebenso tröstlich wie hochgradig amüsant sein kann, und dabei zutiefst menschlich, das spricht für die hohe Kunst des Autors: »herzliche Damen und Herren. man sagt das Theater sei tot aber nein. es ist voller Leben. wir sind voller Leben. das Theater ist nicht tot. das Theater ist so- gar das Leben. das blühende Leben an und für sich.« Und da also sagt er was, was vor allem in dieser Zeit »danach« nicht laut genug herausgeplärrt sein möchte. Das Theater ist – ein Glück! – unsterblich. Der Spieler ist es nicht. C’est la vie!
Björn SC Deigner, 1983 geboren, studierte Angewandte Theaterwissenschaften in Gießen. Er ist Autor für Theater und Hörspiel, sowie Sounddesigner und Komponist.
Mit seinem Stück über die Reichsbürgerbewegung »Der Reichskanzler von Atlantis« war er 2019 für den Autor*in- nenpreis des Heidelberger Stückemarkts nominiert. Sein Stück »In Stanniolpapier« wurde 2018 unter der Regie
von Sebastian Hartmann am Deutschen Theater in Berlin »uraufgeführt« und zog eine bundesweite Debatte über die künstlerischen Freiheiten des Regietheaters und die Rechte der Autoren nach sich. Mit »Spieler und Tod« stellt sich Deigner erstmals dem Saarbrücker Publikum vor.
Blog-Beiträge zu »Spieler und Tod«:
Inszenierung und Kostüm
Thorsten Köhler
Bühne
Lucas Oertel
Dramaturgie
Bettina Schuster-Gäb
Video
Grigory Shklyar
Licht/Ton
Kai Becker Nico Paulus
Spieler
Gregor TrakisTod
Michi Wischniowski»Trakis Memorierleistung als annähernd einziger Redner ist für sich genommen schon eine Leistung. Wie er aber Deigners zitatgespickten Text auf der Bühne umsetzt, ist äußerst unterhaltsam. Dabei lässt er das Publikum nie vergessen, dass hier gerade "gespielt" wird. Wischniowski mimt seinen stummen Tod irgendwo zwischen Adams Family und erhabener Pose - großartig!«
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Saartext, 15. November 2021, Oliver Sandmeyer
»Man kann bei „Spieler und Tod“ dem Ableben ins Gesicht grinsen – dank viel Witz im Text, einer flotten Inszenierung von Thorsten Köhler und famoser Mimen. (...)Ein komödiantisches Duell mit melancholischem Unterbau ist dieses bei der Uraufführung lange beklatschte Stück, das zugibt, auch nicht mehr Antworten auf diese Fragen um Leben und Tod zu haben als alle anderen.(..) Irgendwann hat jeder neben dem Geburts- auch ein Sterbedatum. Wie schön, wenn ein Theaterabend das bedenken und zugleich lachen lässt.«
Saarbrücker Zeitung. 15. November 2021, Tobias Kessler
»Thorsten Köhler inszeniert dieses Kammerspiel um Leben und Tod mit unglaublicher Verve, kitzelt Wortwitz und den Irrsinn mancher Situation heraus, so dass es trotz fast zweistündigem Spiels stets kurzweilig bleibt. Das liegt natürlich in erster Linie am brillanten Spiel von Gregor Trakis, der uns einen lebensbejahenden Schauspieler vor Augen führt, und Widerpart Michael Wischniowski, der ihm jederzeit Paroli leisten kann. Ein gelungener Theaterabend, der am Ende mit einem musikalischen Potpourri mit einem gesangsstarken Tod mit Songs wie „Time to say good bye“ oder „Candle in the wind“ noch einmal zusätzlich Fahrt aufnimmt und das Publikum mitreißt.«
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OPUS-Kulturmagazin, 15. November 2021, Burkhard Jellonnek