Nabucco
HÄNGENDE WAHRHEIT
Flieg, Gedanke. Fake News.
Wenn es nicht zu ernst wäre, könnte man es auch so auf den Punkt bringen: Despoten sind Idioten. Nehmen wir Nebukadnezar II., hier „Nabucco“ genannt. Er muss erst dem Wahnsinn verfallen, um zu merken, wie sehr er die Menschen um sich herum – vornehmlich das Volk der Hebräer – hat leiden lassen. Wie bedeutsam diese Idiotie aber kulturgeschichtlich ist, davon zeugen allein die über 90 Bibelstellen, mit denen dieser Despot bedacht wurde. Und wie wurde er bewundert: Denkt man nur an die „Hängenden Gärten“ – quasi die Autobahn-Legenden der frühen Despotie.
Der berühmte Gefangenenchor „Va, pensiero“ gilt als Italiens inoffizielle Nationalhymne, auch wenn Verdi diese Melodie wohl mit kaum einem nationalen Hintergedanken komponierte. Das wurde erst später behauptet. Aber wie in so mancher Geschichte ist es schwer, zwischen Legende und Wahrheit zu unterscheiden. Und diese Erkenntnis führt uns zurück zu den Despoten, die große Anhänger von Legenden sind. Heute heißen die dann eben auch „Fake News“.
Giuseppe Verdi täuscht uns aber nicht: Große Gefühle, große Chöre und eine der verrücktesten Despotengeschichten verbinden sich zu einem Meisterwerk, das noch heute politische Sprengkraft besitzt. Als Riccardo Muti 2011 in Rom das Publikum den „Gefangenenchor“ vor laufenden Fernsehkameras anstimmen ließ, ging es um die Kultur-Sparpolitik eines gewissen Herrn Berlusconi. Gänsehaut.
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnenbild
Kostüme
Licht
Dramaturgie
Einstudierung Chor
Nabucco
Michael BachtadzeIsmaele
Angelos SamartzisZaccaria
Hiroshi MatsuiAbigail
Astrid KesslerFenena
Judith BraunIl Gran Sacerdote
Markus JaurschAbdallo
Algirdas DrevinskasAnna
Vera IvanovicEMPTY
Das Saarländische Staatsorchester»Bühnenbild und Kostüm ergänzen sich nahtlos, mit Anleihen in der NS-Zeit. Bücherverbrennung inklusive. Gänsehaut, wenn der Gefangenenchor in KZ-Kluft singt. Absolut sehenswert!«
Saartext, 11.6.2018, Michael Schneider
»Der wichtigste „Solist“ bei „Nabucco“ aber ist der Chor. Chor und Extrachor des Saarbrücker Theaters sammeln sich zu geballter Sängermacht, doch ist es gerade das Verdienst von Jaume Miranda, dass er im Sinne der Inszenierung seine Sängerinnen und Sänger äußerst differenziert führt. Wie fein etwa der Freiheitschor an Kraft gewinnt, sich entfaltet, aufschwingt, sucht seinesgleichen.«
Saarbrücker Zeitung, 11.6.2018, Oliver Schwambach
»Genau hier brilliert diese Inszenierung: Im Wechselspiel zwischen Vater und Tochter, in dem auch Mimik und Gestik einen besonderen Sog entwickeln. […] Es bleibt also politisch. Auch wenn diese Inszenierung gar nicht dem klassischen Verdi entspricht. Genau deshalb sollte man sie unbedingt ansehen.«
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SR2 KulturRadio, 10.6.2018, Michael Schneider