Faust
BEAM’ ME UP, MR. DEVIL.
Gounod vertont Goethe und setzt auf die Liebe statt aufs Grübeln.
Opern-Liebhaber sind sich sicher: Die Oper »Lohengrin« sollte eigentlich »Elsa« und »Tannhäuser« »Elisabeth« heißen. Was Wagner nicht tat, wurde Charles Gounod rechts des Rheins verordnet: Seine Oper »Faust« nannte man in Deutschland schlicht »Margarethe«, was zwei Gründe hatte. Zum Ersten gönnte man im säbelrasselnden späten 19. Jahrhundert einem französischen Komponisten nicht den Erfolg, die bis dahin vielleicht schönste »Faust«-Oper komponiert zu haben, und zweitens stellt Gounod die Gretchenfrage tatsächlich vor alle theoretische Sinnsuche, die dem deutschen Literaturwissenschaftler in Goethes Faust einen inneren Osterspaziergang beschert. Interessanterweise wird Goethes »Faust«, außer von Ludwig Spohr im 19. und frühen 20. Jahrhundert, ausschließlich von französischen und italienischen Komponisten vertont – Berlioz, Boito und Busoni lassen grüßen. Sie alle stellen das Sinnliche vor das Geistige – Berlioz geht sogar so weit, uns Fausts und Mefistofeles fantastische Reisen in Musik darzustellen, als sei das »Beamen« an andere Orte nicht der Mannschaft des Raumschiffs Enterprise vorbehalten. Den Sinn des Lebens findet Gounod in der Liebe Marguerites zu Faust, einer Liebe, die stärker ist als alle Verlockungen des Teufels. Zwölf Jahre vor dem verheerenden Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 verbeugte sich der Komponist vor Deutschlands größtem Dichter des 19. Jahrhunderts. Hätte die Politik doch auf diese feinen Melodien geachtet – dann wäre möglicherweise dem Teufel noch ein Schnippchen geschlagen worden!
Vasily Barkhatov (Inszenierung) studierte Regie am Russischen Institut für Theaterkunst. Inszenierungen führten ihn nach St. Petersburg, ans Bolschoi Theater Moskau und an die Litauische Nationaloper. Zudem ist er im Schauspiel und als Filmregisseur aktiv. Seit 2014 war er in Mannheim, Wiesbaden, Basel und an der Deutschen Oper Berlin tätig.
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnenbild
Kostüme
Lichtdesign
Licht
Dramaturgie
Choreinstudierung
Alter Faust
Algirdas DrevinskasMéphistophélès
Markus JaurschValentin
Salomón Zulic del CantoWagner
Hiroshi MatsuiSiebel
Carmen SeibelDame Marthe
Judith BraunEMPTY
Opernchor des Saarländischen StaatstheatersMarguerite Valda Wilson
Junger Faust Sungmin Song
Siebel Carmen Seibel
»Rouland gelingt die perfekte Balance zwischen dramatischen Höhepunkten und lyrischen Passagen, den tänzerischen und rhythmisch markanten Szenen. Man spürt, dass diese Musik seinem Herzen nahe ist. (…) Diese „Faust“-Oper ist eine Regiearbeit, die mit viel Symbolik und drastischen Bildern den Dualismus im Menschen offenlegt, den Widerstreit von Gut und Böse, im und zwischen den Menschen. Schuld und Sühne, eine Unlösbarkeit?«
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Saarbrücker Zeitung, 3.6.2019, Helmut Fackler
»Orchester, Chor und vor allem (der junge) Faust (Sung Min Song) und Margarethe (Valda Wilson) überzeugen. Klassischer Stoff mit neunem Ansatz in ungewohntem Bühnenbild.«
Saartext, 3.6.2019, Jonathan Janoschka
»Valda Wilson gleitet von der Rolle des naiven Mädchens beziehungsweise des netten Teenagers mehr und mehr in die einer Frau, die ihre Opferrolle durch die Akzeptanz ihres Schicksals zu überwinden versucht. Warm und klangschön blüht ihr Sopran auf, ebenso in feinsten Nuancen ausschattiert wie ihr Spiel, in dessen Verlauf sie selbst in tiefster Demütigung zur Lichtgestalt des Abends wird - dem Gegenpol zu Mephistos und Fausts enger, nur von Rache beherrschter Gedankenwelt in dieser intelligenten, auf den Punkt genauen und packenden Inszenierung von Vasily Barkhatov.«
Die Rheinpfalz, 3.6.2019, Konstanze Führlbeck