
Bring no clothes
»Was ziehe ich nur an?« Wohl jede Frau und viele Männer haben sich das schon gefragt, wenn sie ihren Kleiderschrank nach der passenden Kleidung für eine besondere Veranstaltung inspizierten. Wären sie bei der berühmten britischen Schriftstellerin Virginia Woolf (1882–1941) in ihr Haus in East Sussex eingeladen gewesen, hätten sie es einfach gehabt: »Bring no clothes; we live in a state of greatest simplicity.« So formulierte sie es einmal in einem Brief an ihren Kollegen Thomas Stearns Eliot.
Mit der Floskel »Bring no clothes« schloss Virginia Woolf regelmäßig ihre Einladungen ab. Damit meinte sie keineswegs, man möge bitte nackt erscheinen, sondern die Gäste sollten keine Rücksicht auf irgendwelche Kleidervorschriften nehmen. Und damit die Konventionen der Oberschicht ignorieren.
Ähnlich unkonventionell, wie Virginia Woolf auftrat, geht Caroline Finn an ihre Choreographie. Auf erfrischend mitreißende Art kreiert sie in »Bring no clothes« Stimmungsbilder, die viel mit Beobachten und Beobachtetwerden zu tun haben. Für das Saarländische Staatsballett überarbeitet Caroline Finn ihr 2024 an den Bühnen Bern im Rahmen eines zweiteiligen Abends entstandenes Stück. Die Choreographin entwickelt es weiter und schärft damit ihre Assoziationen zum Kosmos Virginia Woolfs.