Salome
DAS GROSSE KRIBBELN
Wenn sich alle Schleusen öffnen, hält selbst ein Wagner nicht stand
Nur wenige Tage liegen zwischen den Uraufführungen der Oper „Salome“ und der Lehár-Operette „Die lustige Witwe“. Wie passt das zusammen? Wir schreiben das Jahr 1905, und das alte Europa ist längst nicht mehr so friedlich, wie es noch zur Jahrhundertwende schien. In Österreich finden massive Demonstrationen zur Einführung des allgemeinen Wahlrechts statt, und in Russland meutern die Matrosen auf dem Panzerkreuzer Potemkin.
Zwar herrscht nach Jahrzehnten der militärischen Auseinandersetzungen in Zentraleuropa Frieden, doch hinter der kolonialen Machtbesoffenheit lauert ein gewaltiger Kater. Und unter den steifen Kragen der Herren und den hochgeschlossenen Blusen der Damen kribbelt’s. Denn wie anders als in sexuellen Fantasien ließe es sich der preußisch-asketischen Militärbiederkeit am besten entkommen? Sigmund Freud öffnet in Wien die psychischen Schleusen und Oscar Wildes Drama „Salome“ trifft den Nerv der aufgeheizten Künstlergemeinde.
Totale Amoral trifft totale Disziplin – Richard Strauss erkannte die Sprengkraft der Geschichte und jagte den von Wagner geschmiedeten Meilenstein des bis dato musikalisch Machbaren gleich mit in die Luft. In einer Spielzeit, die sich mit der Freiheit und den Fesseln einer Gesellschaft befasst, sind es interessanterweise zwei biblische Legenden („Salome“, „Nabucco“), die ihre zeitlose Brisanz bis in unsere heutigen Tage unter Beweis stellen. Franz Lehár verbindet Richard Wagners Tonsprache mit den gesellschaftlich akzeptierten Vergnügungsformen. Richard Strauss hält sich damit nicht auf. Er lässt die dunklen Schwingen des Todes erklingen und erschafft damit den Soundtrack unserer Albträume, die etwas später auch Horrorfilm genannt werden.
Musikalische Leitung
Nicholas Milton
Inszenierung
Jakob Peters-Messer
Choreographie
Stijn Celis
Bühnenbild
Sebastian Hannak
Kostüme
Sven Bindseil
Licht
André Fischer
Dramaturgie
Renate Liedtke
Herodes
Michael BabaHerodias
Judith BraunSalome
Pauliina LinnosaariJochanaan
Peter SchöneNarraboth
Angelos SamartzisEin Page der Herodias/ Ein Sklave
Melina MeschkatEMPTY
Erster Jude
Algirdas DrevinskasZweiter Jude
Taeksung KwonDritter Jude
Ansgar MatthesVierter Jude
Won ChoiFünfter Jude
Taeyoung KimJeong-Han Lee
Erster Nazarener
Julian Younjin KimZweiter Nazarener
Michael IvanovicErster Soldat
Markus JaurschZweiter Soldat
Hiroshi MatsuiEin Cappadocier
Taeyoung KimJeong-Han Lee
»Perfekt verkörpert Pauliina Linnosaari die Rolle der Salome, dieser verzogenen Prinzessin, die sich so in ihre erste Liebe zum Propheten verrennt, dass sie endlich dem blutenden Kopf den verweigerten Kuss abringt. Anfangs noch verhalten, steigert sie sich – spielerisch und gesanglich – über den Abend zu absoluter Höchstform. «
Saarbrücker Zeitung, 16.4.2018, Joachim Wollschläger
»Ihre eigentliche Kraft entfaltet die Inszenierung jedoch durch ihre herausragende Personenführung und die starke Leistung der Sopranistin Pauliina Linnosaari als Salome. Das ist große Oper.«
Saartext, 15.4.2018, Johannes Kloth
»Die Premiere am Samstagabend war auch eine sängerische Glanzstunde - bis hin zu den kleinsten Partien. An der Spitze eines großartigen Solistenensembles: Pauliina Linnosaari in der Titelpartie. (...) Ihr gegenüber kostet Peter Schöne als Jochanaan die prachtvolle Bariton-Partie vollends aus. Völlig unangestrengt setzt er sich gegen das Riesenorchester im Graben durch.«
Die Rheinpfalz, 16.4.2018, Frank Pommer
Eine Inszenierung, die »viele Verweise in die Gegenwart bereithält, ohne jedoch mit dem Holzhammer
draufzuhauen. Überhaupt liegt die eigentliche Stärke des Abends in der psychologischen Kraft, die er entfaltet.«
SR2 Kulturradio,15.4.2018, Johannes Kloth
»Es sind die klaren und eindeutigen Bilder, die diese ›Salome‹ spannend machen.«
SR/ aktueller bericht, 13.4.2018, Karsten Neuschwender