Ophelia
Kaum etwas wäre leichter, als die Figur der Ophelia als (Alltags-) Mythos von Weiblichkeit abzutun; eine Figur, die in Shakespeares »Hamlet« zwar kaum Raum für Selbstbestimmung erhält, aber immer wieder als Projektionsfläche für die unterschiedlichsten künstlerischen Auseinandersetzungen dient. Die in ihrer Omnipräsenz manchmal nur noch ein Zeichen zu sein scheint und doch durch ihre rätselhaften Facetten eine immense Faszination ausübt und zum Sinnbild für alles zwischen Erotisierung und Sakralisierung stilisiert wird.
In ihrer neuen Oper widmet sich Sarah Nemtsov – eine der wichtigsten Komponistinnen der Gegenwart – gemeinsam mit dem Autor Mirko Bonné diesem Mythos und bildet ihn in vervielfachten Ophelia-Figuren ab, die beginnen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, aufzubegehren und sich vom bloßen Dasein als Echokammer der Leben und Entscheidungen anderer zu befreien. Nach »Der Sturm« und »Macbeth Underworld« wird mit dieser Uraufführung am Saarländischen Staatstheater die Reihe von zeitgenössischen Opern nach Motiven von William Shakespeare fortgeführt.
Kompositionsauftrag des Saarländischen Staatstheaters gefördert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung
Musikalische Leitung
Stefan Neubert
Inszenierung
Eva-Maria Höckmayr
Bühnenbild + Video
Fabian Liszt
Kostüme
Julia Rösler
Licht
Karl Wiedemann
Sounddesign
Matthias Erb
Dramaturgie
Anna Maria Jurisch
Choreinstudierung
Jaume Miranda
Ophelia
Valda WilsonHoratio
Max DollingerDer graue König
Alois NeuClaudius
Hiroshi MatsuiGertrude
Liudmila LokaichukPrinz Hamlet
Christian ClaußPolonius
Markus JaurschZweite Ophelia
Bettina Maria BauerDritte Ophelia
Pauliina LinnosaariVierte Ophelia
Judith BraunLaertes
Melissa ZgouridiRosenstern
Georg A. BochowFortingbras
Kostyantin MatslovBenjamin Schmidt
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Das Saarländische Staatsorchester
»Sarah Nemtsov schreibt eine Musik mit großartigen Momenten (...). Scheinbar mühelos verweben sich moderne und mittelalterliche Klänge und spannen einen Bogen durch Raum und Zeit.« Mehr hören ...
SR 3 »Region am Sonntag« , Karsten Neuschwender
»Stimmungsbilder und Emotionen gehen Hand in Hand mit einer Musik von größter atmosphärischer Dichte, die auch Naturgeräusche integriert. Unterschiedliche stilistische Einflüsse begegnen sich hier, ohne eklektizistisch zu wirken, und formen sich zu einer unverwechselbaren musikalischen Handschrift voll übersprudelnder Energie. (…) Das Sängerensemble und das Saarländische Staatsorchester mit seinem Dirigenten Stefan Neubert meistern die enormen Schwierigkeiten dieser Partitur sehr souverän«.
Die Deutsche Bühne, Konstanze Führlbeck, 14. Mai 2023
»Das Saarländische Staatstheater und sein Intendant Bodo Busse verdienen großes Lob für das Wagnis, eine zeitgenössische Oper in Auftrag zu geben und auf die Bühne zu bringen. (…) Das Orchester unter perfekter Stabführung von Stefan Neubert zeigte sich der komplexen und vielschichtigen Partitur von Sara Nemtsov in allen Belangen bestens gewachsen und stellte wieder einmal die vielseitige Professionalität dieses Klangkörpers unter Beweis.(…) Als SolistInnen brillierten auf hohem Niveau, ohne dass die Leistungen der weiteren ProtagonistInnen geschmälert werden sollen, allen voran Valda Wilson als erste Ophelia, als Gertrude (Gemahlin des Claudius) die großartige Liudmilla Lokaichuk sowie mit souveränen Auftritten Hiroshi Matsui als König Claudius und Markus Jaursch als Polonius.« Mehr lesen ...
OPUS Magazin, Kurz Bohr, 14. Mai 29023
»Für Valda Wilson in der Titelrolle ist dies auch die Initialzündung für ein neues Singen, das sie wie stammelnd wieder entdeckt, bis sie mit großen Sprüngen in die abenteuerlichsten Höhen gelangt, zu den Vögeln, die sie in Empfang nehmen, oder auch in den Wahnsinn des normalen Lebens – eine darstellerisch wie sängerisch außerordentliche Leistung. Überhaupt schien das Produktionsteam in Saarbrücken geradezu beflügelt von der Uraufführung.«
FAZ, Lotte Thaler, 16. Mai 2023
»Eine famose Ensembleleistung, die einhergeht mit einer nachgerade kongenialen musikalischen Interpretation. (...) Denn Eva-Maria Höckmayr gelingt das nahezu Unmögliche: Sie verknüpft das Überbordend-Verrückte, Abseitig-Unbotmäßige der Partitur, so manche Versponnenheit des Librettos und vor allem die vielen unterschiedlichen Ebenen dieses viele Grenzen überschreitenden Musiktheaters zu einem Reigen faszinierender Bilder. Diese ›Ophelia‹ vegrisst man so schnell nicht.«
Jürgen Otten, Opernwelt, Juli 2023