My Fair Lady
VERSCHOSSENE DICKKÖPFE
Auf einen Walzer mit dem Vorzeige-Chauvi
Frauen in Führungspositionen? Professor Higgins hätte sich kaputtgelacht, wenn ihm Oberst Pickering mit dieser Diskussion bei einem Glas Brandy gekommen wäre. Higgins ist ein Vorzeige-Chauvi. Und dass er in Loewe/Lerners „My Fair Lady“ geheilt würde, erfahren wir nicht. Beim vielgeliebten Happy-End bauen die Musical-Macher noch einmal etwas Zweifel à la Bernhard Shaw ein und lassen ziemlich offen, wie es mit den beiden Turtel-Terroristen Higgings und Eliza weitergeht.
So oder so: Die Rechte der Frauen wurden nie liebenswerter auf die Bühne bugsiert, und Männer wurden im Musical nie charmanter bloßgestellt: Sei es der romantische Tunichtgut-Tenor Freddy oder eben das chauvinistisch-viktorianische Zoten-Duo Pickering-Higgins. Gebettet auf schwelgendeWalzer und lyrische Dauerbrenner wie „Es grünt so grün“ wird der Diskurs über die Rechte der Frauen geschickt verpackt. Denn ist es wirklich nur der harmlose „Geschlechterkampf“, oder steckt da mehr hinter den Kabbeleien der unwissend ineinander verschossenen Dickköpfe?
Musikalische Leitung
Stefan Neubert
Inszenierung
Thomas Winter
Choreographie
Thomas Klotz
Bühnenbild
Dirk Becker
Kostüme
Christof Cremer
Prof. Henry Higgins
Tobias LichtAlexander Franzen
Oberst Hugh Pickering
Eliza Doolittle
Herdís Anna JónasdòttirAlfred P. Doolittle
Freddy Eynsford-Hill
Salomón Zulic del CantoMrs. Higgins
Gabriela KrestanMrs. Eynsford-Hill
Sylvia DidamMrs. Pearce
Judith BraunJamie
Tobias BerrothHarry
Chadi Yakoub1. Dienstmädchen
Nina Links2. Dienstmädchen
Jennifer Mai1. Obsthändler
Manuel HorrasChang-Kyu Lim
EMPTY
2. Obsthändler
Alto BetzHarald Häusle
3. Obsthändler
Johannes BiseniusTaeyoung Kim
Das Saarländische Staatsorchester
Der Opernchor des SST
»[...] Denn Winter glänzt in einer Disziplin, die man lange nicht mehr so kunstfertig in Saarbrücken präsentiert sah. Er lässt das Stück in der vorgesehenen Spielzeit. Vermag aber dank virtuoser Personenführung, mit Witz und Tempopräzision das Musical fast so herzurichten, als sei es uraufführungsfrisch. Als schrieben wir anno 1956, und Eliza stünde neu im Rampenlicht. Bei Winter stimmt jeder Bühnendreh, sind die Szenen fein komponiert, jeder Lichtwechsel erfüllt seinen Sinn. [...]«
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Saarbrücker Zeitung, 11.12.17, Oliver Schwambach
»Überragend in diesem Ambiente, Herdís Anna Jónasdóttir als Eliza Doolittle, spielerisch überzeugend, sängerisch perfekt und auch als Sprecherin im Berliner Dialekt und in Hochsprache mitreißend – eine wunderbare Verkörperung dieser Rolle. Dem stand Tobias Licht – hier als kantiger Prof. Higgins – kaum nach. Seine Musicalstimme verband sich schön mit Elizas ausgebildetem Sopran. Die Führung der Personen (Regie: Thomas Winter), ihre Übergänge vom Sprechen ins Singen, die Ensembleszenen, all das war sehr überzeugend.«
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OPUS Kulturmagazin, 12.12.17, Friedrich Spangemacher
»Ohrwurmsattes Musical in bester Kostüm- und Bühnenausstattung. Winters präzise dirigierte Figuren und der temperamentvolle Musikinput setzen viel Spielwitz im ganzen Ensemble frei. Zum Genießen.«
SAARTEXT, 13.12.17, Heiner Dahl
»Tobias Licht ist stets in Bewegung als eingefleischter Junggeselle, der lieber hätte, die Frauen wären so wie die Männer, und zu dem Thema hat er die unmöglichsten antifeministischen Sprüche parat. Seine Liebe zu Eliza drückt er schließlich überzeugend mit „Ich bin gewöhnt an ihr Gesicht“ aus. Herdís Anna Jónasdòttir fehlt es etwas an Energie, mit der ein Londoner Straßenmädchen sich gegen diese Beleidigungen gewehrt hätte. Gesanglich kann sie aber gefallen.«
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Lëtzebuerger Journal, 11.12.17, Christian Spielmann