Die tote Stadt
NEUES AUS DEM ZWISCHENREICH
Oder: Als Köln einmal fast Hollywood war
Man muss ja aufpassen, was man sagt. Zombie-Filme in Frage zu stellen, bedeutet, sich gegen die Mehrheit des Filmpublikums zu stellen. Dabei gab es schon so viele fantasievollere Darstellungen von »Zwischenreichen« – denken wir nur an den Gruselklassiker Nosferatu. Erich Wolfgang Korngold ließ sich durch den Roman »Das tote Brügge« von Georges Rodenbach zu seiner Oper »Die tote Stadt« inspirieren. In einer ebenso romantischen wie geheimnisvollen Geschichte begleiten wir Paul, der um seine geliebte Frau Marie trauert. Beim Erscheinen der geheimnisvollen Marietta glaubt er Marie wiederzusehen und ist hin- und hergerissen. Die Doppel-Uraufführung in Hamburg und Köln wurde 1920 gefeiert. Doch als die Nazis die Hoheit über deutsche Traumdeutungen gewannen, musste Korngold fliehen ... Er machte Karriere in der größten Traumfabrik der Welt und wurde ab Ende der 1930er-Jahre Stammgast bei Oscar-Verleihungen.
Heute klingt Musik aus Hollywood anders, aber heute interessieren wir uns auch für Zombies statt für die Deutungen unserer Träume, die uns so wunderbare Streiche spielen. Erotisches paart sich mit Alltäglichem, Wünsche gehen in Erfüllung. Diese Momente hat Korngold in eine Musik gegossen, die so schön ist, dass die Zeit anzuhalten scheint. Wo Wagner noch rastlos strebte und Puccini die Uhr des Lebens gnadenlos herunterticken ließ, fand Korngold die Pause-Taste, die den Traum dort anhält, wo er am schönsten ist – oder eben dort, wo man es kaum aushält. Zombies dagegen sind Kinderkram.
Aron Stiehl studierte an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Der Dirigent Zubin Mehta lud ihn nach Tel Aviv ein, wo er die »Entführung aus dem Serail« inszenierte und engagierte ihn für die »Götterdämmerung« in Florenz und Valencia. Aktuell arbeitet er an: »Der fliegende Holländer« in Wien, »Le nozze di Figaro« in Bonn und in Klagenfurt »Der Zauberer von Oz«.
Musikalische Leitung
Justus Thorau
Inszenierung
Aron Stiehl
Bühnenbild
Nicola Reichert
Kostüme
Sven Bindseil
Dramaturgie
Renate Liedtke
Einstudierung Chor
Jaume Miranda
Paul
Michael SiemonMarietta, Tänzerin / Die Erscheinung Mariens
Pauliina LinnosaariFrank, Pauls Freund
Peter SchöneBrigitta
Judith BraunJuliette, Tänzerin
Olga JelinkovaLucienne, Tänzerin
Carmen SeibelVictorin, der Regisseur
Sung Min SongFritz, der Pierrot
Salomón Zulic del CantoGraf Albert
Algirdas Drevinskas»Eine große Aufgabe für das Staatsorchester, das von Kapellmeister Justus Thorau gut vorbereitet über alle Untiefen in unablässig pulsierendem Erzählstrom geführt wird.«
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Saarbrücker Zeitung, 8. Oktober 2018, Helmut Fackler
»Zweieinhalb Stunden Hochspannung, voll innerer Dramatik (...) Die Jubelschreie am Ende zeigten, dass dieses Stück das Publikum nicht nur erreicht, sondern auch fasziniert und getroffen hatte.«
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OPUS Kulturmagazin, 8. Oktober 2018, Friedrich Spangemacher
»Magisch die Bühne: Die düstere Kapelle voller Grablichter ist auch Schausplatz revueartiger Einlagen und Horrorvisionen. Das Orchester unter Thorau trifft kongenial den goldenen Jugendstilklang.«
Saartext, 8. Oktober 2018, Beate Früh
»Die finnische Sopranistin Pauliina Linnosaari ist der gefeierte Star des Abends. Menschlich, warmnherzig, sympathisch, wenn auch wenig femme fatale, ist ihre Marietta.«
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SR2 Kulturradio/ SR3, 7. Oktober 2018, Reingart Sauppe
»In einer stimmigen Personenführung wirken die Protagonisten klar charakterisiert. Belebt wird die Szene von der spielfreudigen Gauklertruppe. Stiehl vertraut der Musik, so dass es hier am Ende der Oper tatsächlich und endlich einmal wieder einen positiven Schluß zu sehen gibt! (...) Ein ergreifender, unvergesslicher Schluss. Alles in allem eine geschlossene und absolut überzeugende Regiearbeit mit Seltenheitswert. Bravo!«
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OnlineMerker,22.10.2018, Dirk Schauß
"Die Inszenierung von Aaron Stiehl erweist sich als werkdienlich. Gerade bei einem dem breiten Publikum weniger bekannten Stoff ist es von Vorteil, wenn wie hier in flüssigen Abläufen der Handlungsstrang klar herausgestellt wird. Dabei profitiert das über weite Strecken konventionelle szenische Arrangement ganz wesentlich von den Schauwerten des Bühnenbildes (Nicola Reichert) und der Kostüme (Sven Bindseil)."
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Der Opernfreund, 20. Oktober 2018, Michael Demel