Così fan tutte
DIE REVOLUTION LANGWEILT IHRE KINDER
Ein Genie blickt in die Zukunft
Mozart sah die Katastrophe kommen – im Revolutionsjahr 1789. Das Rokoko war passé und damit die herrliche Zeit, in der man sich nicht nur in den Schlössern und Landsitzen unverschämt reicher Adeliger die Zeit mit erotischen Wechselspielchen vertreiben konnte. Schließlich war ja sonst nicht viel los. Nun aber revolutionierte es in allen Gassen. Doch das Bürgertum, noch trunken vor Glück über die zukünftigen Machtaussichten, wusste gar nicht so recht, wie es sich benehmen würde, wenn der Pulverdampf verflogen wäre. Nur Mozart, das geniale musikalische Spielkind, sah das Unheil kommen, wie die Ordnung einfordernde Mutter. Alles würde braver, nüchterner und biederer werden.
Das macht ein Genie aus: Es ist seiner Zeit voraus. Weit voraus. Und so komponierte Mozart zwar eine vollendet schöne Musik zum erotischen Modellversuch Partnertausch, doch lässt er das gesamte Werk unter einem merkwürdigen Frösteln leiden. Es ruft eine ganz andere Gänsehaut hervor als die Abenteuer des Don Giovanni oder die frivolen Ränke des trickreichen Figaro.
Am Ende räumt Spielkind Wolfgang die Welt wieder brav auf. Die Paare finden sich wieder, verzeihen und gehen zu Bett – na ja, fast. Denn es sind nicht die „richtigen“ Stimmen, die wiedervereint wurden. Mezzosopran geht zu Tenor und der Bariton gehört zum Sopran – das war für den damaligen Geschmack „falsch“ und Mozarts Wasserzeichen in einer Partitur, die lange nicht geschätzt wurde.
Heute wissen wir: So mancher Revolution folgt die Langeweile, die auch gern als nüchterne Schwester der politischen Vernunft daherkommt.
Musikalische Leitung
Stefan Neubert
Inszenierung
Jean Renshaw
Bühnenbild und Kostüme
Christof Cremer
Licht
André Fischer
Dramaturgie
Renate Liedtke
Fiordiligi
Valda WilsonDorabella
Carmen SeibelGuglielmo
Salomón Zulic del CantoFerrando
Sung Min SongDespina
Herdís Anna JónasdòttirDon Alfonso
Stefan RöttigEMPTY
Das Saarländische Staatsorchester»Die Inszenierung betont gekonnt die komödiantische Leichtigkeit des Verwechslungsstücks und verzichtet auf Psychologisierung. Das gelingt durch viel Situationskomik, farbenfrohe Kostümierung und gelungene Slapstick-Einlagen.«
Saartext, 12.5.2018, Johannes Kloth
»Das alles macht Spaß, zumal das Ensemble schauspielerische Qualitäten besitzt. (...) Stehende Ovationen für eine herrlich leichte Operninszenierung an einem wunderbar lauen Frühlingsabend.«
SR2 Kulturradio, 12.5.2018, Johannes Kloth
»Dirigent Stefan Neubert kredenzt dazu mit dem Staatsorchester einen höchst kulinarischen Mozart. Kein aufgekratztes Historisieren, sondern Wohllautfülle. Klangsinnlich, aber doch tiefsinnig, nuancenreich und fein gearbeitet in den Streichern ist das. Und der nominell zweite Kapellmeister präsentiert sich da tatsächlich als erster Maestro. Sorgsam bringt er Stimmen und Orchester zusammen (...)«
Saarbrücker Zeitung, 14. 5. 2018, Oliver Schwambach
»Die britische Regisseurin Jean Renshaw wählt eine traditionelle Herangehensweise; moderne Überinterpretation und zwanghaften Innovationsdrang gibt es hier nicht. (...) Bühnenbild und Kostüme (gestaltet von Christof Cremer) im rokoko-artigen Stil sind dezent und stimmig. Geschickt unterstützen sie das Geschehen auf der Bühne – und dieses hat es in sich. Denn gerade durch den schlichten Rahmen bietet Renshaw dem Ensemble die Möglichkeit, sich ganz auf die emotionale Entwicklung der Charaktere zu konzentrieren.«
OPUS Kulturmagazin, 16.5.2018, Teresa Blühdorn