1. Kirchenkonzert
Der Venezianer Markusdom mit seiner verwickelten Architektur und den verschiedenen im Kirchenraum verteilten Emporen spielte eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Mehrchörigkeit: in die Struktur der Musik eingebaute Stereoeffekte, für die etwa Giovanni Gabrieli mit seinen um 1600 veröffentlichten instrumentalen Canzoni berühmt wurde. Gut ein Jahrhundert später wirkte Antonio Vivaldi in der Lagunenstadt und brachte die Gattung des Instrumentalkonzerts, das ebenfalls von einem akustischen Wechselspiel, nämlich zwischen Solist und Ensemble, lebt, zu einer ersten Blüte.
Im Programm des Kirchenkonzerts treffen Stücke von Gabrieli sowie Cello- und Fagottkonzerte von Vivaldi auf die meditativen wie mystischen Werke der zeitgenössischen Komponisten Michael Oesterle und Arvo Pärt. Und mehr noch: Sie werden miteinander verschränkt und bieten dabei durch verschiedene Positionen der Ensembles in der Stiftskirche St. Arnual den Zuhörer*innen ungewöhnlichen Raumklang und ein ähnliches Stereoerlebnis wie einst in San Marco.
Mit drei verschiedenen Werken ist der estnische Komponist Arvo Pärt vertreten, dessen Kompositionen wie kaum andere für einen meditativen wie mystischen Minimalismus stehen. Zu Beginn der 1970er Jahre erfand sich Pärt kompositorisch neu. Dabei ließ er sich von Musik des Mittelalters (gregorianische Gesänge) und der Vokalpolyphonie der Renaissance inspirieren. Ungeachtet aller mathematischen Konstruktionsprinzipien, denen seine Werke unterliegen, erschafft Pärt eine faszinierende Klangwelt, in der die Grenzen von Alter und Neuer Musik aufgehoben sind.
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Saarländisches Staatsorchester