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11. Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik

Susanne Kennedy

Bereits zum 11. Mal richtet die Universität des Saarlandes mit dem Saarländischen Staatstheater, der Stadt Saarbrücken und dem VHS Regionalverband Saarbrücken die international renommierte Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik aus.

Susanne Kennedy, geb. 1977, gehört zu den einprägsamsten Theatermacherinnen der Gegenwart. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft und Regie in Mainz und Amsterdam wurde sie 2013 als Regisseurin mit ihrer unvergesslichen Inszenierung von Marieluise Fleißers Fegefeuer in Ingolstadt berühmt, für die sie als Nachwuchsregisseurin des Jahres ausgezeichnet wurde: Hier, wie in weiteren nachfolgenden Arbeiten, spielten die Darsteller*innen in einem engen Bühnenraum und trugen ihren Text nicht selbst vor, sondern bewegten ihre Lippen im Playback zu einer zuvor angefertigten Tonaufnahme, bald trugen sie zudem Masken. Es entstand ein intensiver Effekt der Künstlichkeit und Kunsthaftigkeit, der das je inszenierte Stück in neuem Licht zeigte – und Susanne Kennedys zentrales Thema sichtbar macht: Immer geht sie in ihren Arbeiten fundamentalen Fragen nach dem Unterschied von Wirklichkeit und Simulation nach, von Künstlichkeit und Wahrheit. Für Susanne Kennedy gibt Theater Darstellenden und Zusehenden die Chance, gemeinsam nach Antworten auf die existentiellen Fragen zu suchen: Wer sind wir? Woher kommen wir? Was ist die Wirklichkeit? Seit vielen Jahren entwickelt sie – meist in Zusammenarbeit mit dem Künstler Markus Selg – eigene Theaterarbeiten, die mit Loops, virtual reality, digital erzeugten Bühnenbildern und Bildwelten, dem Sampling von Texten aus verschiedensten Quellen arbeiten.

In drei Vorträgen wird sie in Saarbrücken unter dem Titel I AM (A STRANGE LOOP) über ihr Theaterkonzept und die Möglichkeiten der Weiterentwicklung des Theaters mit den Möglichkeiten der digitalen Technologie als Medium der Suche nach Antworten auf die grundlegendsten Menschheitsfragen sprechen. Sie wird Reflexionen zum Theater mit Werkstattberichten und Überlegungen zu eigenen Stücken und ihrem spezifischen Verständnis von Theater und Drama verbinden.

Montag, 17. Juni 2024: Eröffnungsvortrag sparte4, Saarländisches Staatstheater

Montag, 24. Juni 2024: 2. Vortrag Stadtgalerie Saarbrücken

Montag, 01. Juli 2024: 3. Vortrag Schlosskeller, Saarbrücker Schloss (VHS/Regionalverband)

Die Vorträge von Susanne Kennedy beginnen jeweils um 20:00 Uhr und dauern rund eine Stunde; anschließend findet eine offene Diskussion statt. Der Eintritt ist frei. 

Hintergrund:
Als erste Universität des deutschsprachigen Raumes richtet die Universität des Saarlandes seit dem Wintersemester 2011/12 gemeinsam mit dem Saarländischen Staatstheater, der Landeshauptstadt Saarbrücken und der VHS Regionalverband Saarbrücken jährlich die einzige Poetik-Dozentur nur für Dramatik aus. Ziel ist es, herausragende Bühnenautoren und Theatermachende der Gegenwart aus Deutschland, der Schweiz und Österreich nach Saarbrücken einzuladen, um in öffentlichen Vorträgen ihre Poetik, ihren Begriff von Drama und Theater zu formulieren und darüber zu reflektieren.

Die Vorträge der ersten neun Saarbrücker Poetikdozenturen für Dramatik liegen gedruckt vor: Rimini Protokoll: „ABCD. Saarbrücker Poetikvorlesungen“ (2012), Roland Schimmelpfennig: „Ja und Nein“ (2014), Kathrin Röggla: „Die falsche Frage“ (2015; alle: Theater der Zeit, Berlin), Albert Ostermaier: „Von der Rolle. Über die Dramatik des Verzettelns“ (2016), She She Pop: „Sich fremd werden. Beiträge zu einer Poetik der Performance“ (2018), Falk Richter: „Disconnected. Tanz Theater Politik“ (2018), Milo Rau: Das geschichtliche Gefühl. Wege zu einem globalen Realismus“ (2019), Rebekka Kricheldorf: „Dem Tod ins Gesicht lachen. Ein Plädoyer für Komik und die Feier des Absurden im Theater“ (2022), sowie. Ewald Palmetshofer: „Körper.Schreiben.“ (im Druck) (alle: Alexander Verlag, Berlin).