Gerhard Bohner

Choreograph

Der 1936 in Karlsruhe geborene Choreograph gehört zu den schillerndsten Persönlichkeiten des deutschen Tanzes im 20. Jahrhundert. Und er war ein Spätberufener, der erst mit 18 Jahren zum Tanz kam; Unterricht erhielt er in seiner Heimatstadt und kurzzeitig in Berlin bei Mary Wigman, der legendären Vertreterin des Ausdruckstanzes. Er tanzte am Nationaltheater Mannheim (1958–60), ehe ihn Tatjana Gsovsky an die Städtischen Bühnen von Frankfurt am Main verpflichtete und ein Jahr später zum Ballett der Deutschen Oper Berlin holte (Gsovsky leitete für einige Jahre die beiden Kompanien gleichzeitig). Ab 1964 war er Solist (bis 1971).

Mit seinen Stücken »Frustration – Aggression« und »Spannen – Abschlaffen« belegte er 1969 hinter Pina Bausch den zweiten Platz beim choreographischen Wettbewerb der Internationalen Sommerakademie des Tanzes in Köln. 1971 brachte er »Die Folterungen der Beatrice Cenci« heraus; daraufhin bekam er im Folgejahr nicht nur den Preis des Verbands der deutschen Kritiker zugesprochen, sondern wurde außerdem zum Leiter der Tanzsparte am Staatstheater Darmstadt ernannt. In Zusammenarbeit mit den Tänzern der Kompanie entstanden Stücke wie »Lilith« (1972) und »Variationen über ein Thema von heute« (1973).

1975 endete seine Tätigkeit in Darmstadt, und er arbeitete freiberuflich: Er choreographierte »Unterwegs« beim Nederlands Dans Theater (1976) und entdeckte Oskar Schlemmers Zwanziger-Jahre-Experiment »Das triadische Ballett«, das er 1977 in einer Neufassung zeigte. Von 1978 bis 1981 leitete er mit Reinhild Hoffmann das Bremer Ballett, für das er unter anderem »Zwei Giraffen tanzen Tango« (1980) schuf. Bis zu seinem Tod 1992 in Berlin entwarf er noch einige Soli wie »Schwarz weiß zeigen« (1983) und die Trilogie »Im (Goldenen) Schnitt« (1989).

Besetzt 2017/2018


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